April, April?
Jesus sprach zu den Jüngern: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Johannes 16,2
Andacht von Pfarrer Thomas Meyer, Kirchenkreis Dessau
April, April. Mitten in der Coronazeit ein Tag, der zum Scherzen einlädt. Viele Videos, Texte und Anspielungen im Internet versuchen gerade diese Spannung zwischen Ernsthaftigkeit und Gelassenheit mit humorvollen oder emphatischen Beitragen auszubalancieren. Da bleibt es nicht aus, dass manches makaber klingt anderes sehr moralisierend rüberkommt. Momentan hängt unsere Haltung bestimmt davon ab, wie nahe uns der Virus in Familie, im Bekannten oder Kollegenkreis schon gekommen ist. Da ist manchem dann nicht gerade zum Scherzen.
Es braucht beim Scherzen immer etwas Fingerspitzengefühl und es bleibt sicherlich nicht aus, dass man sich auch mal auf der einen oder anderen Seite vergreift. Eine Hilfestellung könnte die Frage sein, wenn heute wieder aprilgescherzt werden sollte: Ist der Scherz nur für mich lustig oder gelingt es mir einen Scherz zu machen, wo auch das Opfer noch drüber lachen kann. Das Anliegen eines Scherzes sollte der Versuch sein, etwas Freude anzustoßen. Freude kann man aber nicht verordnen. Scherze, Witze und Trickse können dafür nur ein Auslöser sein. Die meisten kennen diese Erfahrung selbst. Mit etwas Freude, Lachen und Scherzen lässt sich die eine oder andere gespannte Atmosphäre auflösen oder wenigstens etwas entkrampfen.
Im Lehrtext aus den Herrnhuter Losungen für heute im Johannesevangelium Kap 16, Vers 22 spricht Jesus von der Freude. Der Hintergrund ist nicht minder ernst. Jesus sprach zu seinen Jüngern: Ich habt nun Traurigkeit, aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem und weiß um sein Schicksal. Es ist völlig natürlich, dass sich niemand über so etwas freuen will und doch läuft das Ganze auf ein froh machendes Ereignis hinaus.
Es ist Jesu Kampf gegen den Tod. Ausdruck der Freude darüber sollte sich im Osterlachen ausdrücken. Aber selbst die Osterfreude lässt sich nicht befehlen. Sie will aus dem Herzen kommen und will auch einen Grund haben. Mir fällt es leichter, schnell mal einen Scherz zu machen und Menschen mit lustigen Episoden vom Alltagsdruck abzulenken. Bei meinen fast 90-jährigen Eltern gelingt mir das immer mal wieder.
Aber ich merke nach kurzer Zeit auch, wie oberflächlich es dann doch bleibt, wenn die Schwächen des Alterns wieder laut werden. Mehr kann Scherzen wohl auch nicht erreichen. Es ist die Notlösung in der Not. Vielleicht sind deshalb auch keine Scherze von Jesus überliefert. Es braucht eine tiefere Freude, die unter die Haut geht und sich um das Herz legt. Eine Freude, die nicht abhängig ist von unserer momentanen Lebenssituation, die nicht abhängig ist vom Alter oder von der Region in der wir leben.
So gern wir diese Freude haben wollen, so unmöglich ist es, sie zu machen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Passionszeit weniger dazu da ist, am Leiden Jesus traurig und ernsthaft zu werden, als dazu, dass wir Zeit finden, die Freude des Herzens wachsen zu lassen. Man könnte denken, dass sieben Wochen dafür ziemlich lang sind, doch ich selbst merke, wie schnell man wieder abgelenkt ist und damit wenig Kontinuität für den Aufbau der Herzensfreude entwickelt. Es gibt auch kein Rezept dafür, was man am besten machen muss, damit Freude entsteht und bleibt.
Eine gute Idee für mich ist, darüber zu reden, wie heute hier und davon zu erzählen, wo ich gerade stehe, wo ich scheitere und auf Hilfe angewiesen bin. Das packe ich dann in ein Quasselgebet. Jesus, ich bin wieder einmal auf der Suche nach etwas mehr Herzensfreude. Bei der Andacht, die ich vorbereitet habe, ist mir aufgefallen, dass ich oberflächlich ganz gut darin bin, Fröhlichkeit zu verbreiten. Bitte füll mein Herz wieder neu mit Lebensfreude, damit ich mich getragen und gehalten weiß, wenn mir das Lachen vergeht und niemand da ist, der mich in meiner Not sieht. Amen!