„Christ ist erstanden“

Andacht zum Osterfest von Oberkirchenrätin Ramona Eva Möbius

Die Andacht zum Hören

„Christ ist erstanden, Christ will unser Trost sein“ – diesen Choral hören wir am Ostersonntag über Anhalt verteilt, von Bläsern zur gleichen Uhrzeit gespielt, von Kirchtürmen verkündet: „Christ ist erstanden, von der Marter alle“. Jährlich singe ich ihn, ist er mir aus dem Oster-gottesdienst in der Kirche vertraut. Dieses Jahr ist alles anders, Corona macht es anders – kein öffentlicher Gottesdienst zum höchsten Fest für uns Christen, kein gemeinsames Singen, kein Osterfrühstück und Eiersuchen mit den Kleinen und der Gemeinde.

Ich hänge an der Zeile: “Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein…“ Man könn-te meinen, Freude und Trost, die in diesem Choralvers stecken, sind eine verdrängende Re-aktion auf die Furcht vor dem Tod, besonders in dieser Zeit. Die biblischen Ostergeschichten zeigen uns da etwas anderes: Am Ostermorgen stimmen weder die Frauen noch die Jünger gleich in einen überwältigenden Jubel über die Auferstehung ein. Stattdessen stehen bei ihnen am Anfang dieses Morgens Trauer, Schmerz, Zweifel.

Da wagt sich eine furchtsame, von Trauer um Jesu Tod gezeichnete Maria Magdalena zu seinem Grab. Sie empfindet keinen Trost, zweifelt an der Begegnung mit dem Auferstande-nen. Für den Gärtner hält sie ihn und stellt ihn zur Rede. Wo hat man ihren Herrn hingelegt? Erst allmählich begreift sie, erkennt ihn und seine Botschaft: Der Auferstandene ist mitten drin, in ihrem Leben, in allem, was ihr, Maria Magdalena, in dem Moment an Schwerem, an Schatten auf der Seele liegt. Er ist bei ihr.

So ist das mit dem Osterfest – auch heute: Mitten hinein in unsere Furcht, in das Grauen von Infizierten, Schwerkranken, Verstorbenen, hinein in die Virus-Wirklichkeit bricht sich die Le-bens-Botschaft eine Bahn: Der Tod hat nicht das letzte Wort! Die Nachricht der Auferstehung lässt sich durch nichts aufhalten, weder durch einen Felsblock vor dem Grab noch durch ein Virus. Die Frauen verkünden es weiter.

Was zu Ostern geschieht, ist größer, als ihr Glaube fassen kann. Dennoch wird diese Aufer-stehungshoffnung zu ihrem Lebensgrund. Mir kommt ein Bild aus den Nachrichten vor Au-gen: Krankenschwestern und Ärzte fahren eine Frau im Bett aus der Intensivstation. Froh zeigen sie mit dem Daumen nach oben. „Sie hat es geschafft. Sie wird leben“. Solch positive Nachrichten vom „Aufstehen ins Leben“ tun gut, wenn die Welt seit Wochen gelähmt scheint, uns zum eingeschränkten Leben, zum Schatten-Dasein zwingt.

Deshalb stimme ich mit ein zu Ostern in dieses Lied der Bläser und singe in alle Schatten dieser Zeit hinein: „Christ ist erstanden von der Marter alle….Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein.“ Seine Sie alle gegrüßt im Lichte dieser Osterworte. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Osterfest.