Einen Birnbaum pflanzen

Andacht von Pfarrer Tobias Gruber / Kichenkreis Bernburg

Die Andacht zum Hören

Meine Frau und ich haben letzte Woche einen Baum gepflanzt. Für unser kleinstes Kind, Helene. Deshalb natürlich einen Birnbaum, aber nach dem schönen Spruch: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Ja, ich weiß, das Zitat stammt nicht wirklich von Luther, aber es enthält für mich den Kern des christlichen Glaubens. Denn wir haben einen trotzigen Glauben. „Seid wie die Kinder“, hat Jesus gesagt. Das passt auch gut dazu, denn Kinder können auch richtig schön trotzig sein. Vielleicht hat Jesus das ja auch mit gemeint. Nicht trotzig gegen alle Regeln die nun gelten, die wichtig und gut sind, aber trotzig gegen die Hoffnungslosigkeit. Trotzig gegen das Diktum: „alles ist aus.“ Und auch trotzig und schmunzelnd vor leeren Toilettenpapierregalen.

Also: Pflanzen, egal, ob es ein Morgen gibt. Säen, egal, ob es der letzte Tag ist. Weitermachen!

Ein Franzose hat gerade in sieben Stunden einen Marathon auf seinem Balkon bewältig. Einfach weitergemacht, so, wie meine Kolleginnen und Kollegen hier und in der ganzen Welt , die großartige Ideen entwickeln, wie ihre Gemeinde in Kontakt bleibt, ohne sich zu nahe zu kommen. Christen solidarisieren sich in hohem Maß. Jeder und jede verkündigt: „Gott ist da. Fürchte dich nicht.“ Für manche sicherlich auch wie ein Marathon. Aber das macht mich fröhlich, das macht mich stolz. Das weckt Hoffnung. Das ist Ostern mitten in der Passionszeit.

Die größten Loblieder unseres Gesangbuchs sind in den schlimmsten Zeiten entstanden. Welches neue Lied entsteht wohl gerade, das in 200 Jahren vielleicht in einer Predigt ausgelegt wird, mit den Worten: „Damals konnten die Christen dennoch fröhlich einstimmen und singen.“ Natürlich: die Angst ist groß und angesichts der Dramatik in vielen Ländern und auch bei uns, sehr verständlich. Gerade deshalb ist es noch einmal viel wichtiger zu sagen: Ostern fällt nicht aus! Ostern ist bereits geschehen. Das Grab war leer. Davon leben wir her. Daraufhin pflanzen wir. Daraufhin sind wir trotzig gegenüber der Angst. Und das soll das Hauptsymptom dieser Krankheit werden: dass die Menschen wieder hoffen und weiter hoffen.

Ob wir dieses Jahr schon eine Birne ernten, weiß ich nicht, aber ich hoffe darauf.