Eure Freude soll niemand von euch nehmen

Andacht zum Karfreitag von Pfarrerin Angela Heimann Trosien / Parochie Frose

Die Andacht zum Hören

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Da ringen in diesen Tagen Menschen nach Luft und nach dem Leben, das aus ihnen weicht. Ihre Lungen können nicht mehr atmen. Sie sind am Ende ihrer Lebenszeit. Trauer und Tränen. Einsamkeit und Wut auf einen unsichtbaren Feind, der die Welt in Atem hält. Da stirbt einer, der sein Leben aus – und zugleich Lebensodem eingehaucht hat. Jeder Atemzug eine Qual, ein allerletztes Aufbäumen für das Leben. Es ist vollbracht. Jesus ist tot. Bin ich nun verlassen von Gott und den Menschen. Wer schenkt mir Atem zum Leben?

Was dort am Kreuz geschehen ist, ist der Anfang. Nicht vom Ende, sondern der Beginn neuen Lebens. Ostern beginnt dort am Kreuz. „Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.“ (Joh 16, 22)

Leben mitten im Tod. Freude in der großen Trauer. Jesus wird nach drei Tagen von den Toten auferstehen und endgültig den Tod besiegt haben durch sein Leiden am Kreuz. Diese Dimension jeglicher Grenzüberschreitung kann uns den Atem nehmen vor Staunen über das Geschehen dort auf Golgatha. Wir sind die Schuldigen, die doch frei gelassen werden. Die atmen und leben werden in Ewigkeit über jede Grenze des Todes hinaus. Dort am Kreuz geschieht das Wunder zwischen mir und Gott. Gebe ich mich seinem Sohn Jesus hin mit ganzem Herzen, ganzer Seele, mit all meiner Kraft und meinem Leben.

Lass ich Jesus in mir atmen, damit ich lebe? Ich stehe dort unter dem Kreuz und sehe auf Jesus. Ich rufe zu ihm, werfe ihm meine Fragen an sein Kreuz, meine ganze Atemnot und mein Entsetzen. Erbarme dich meiner! Jesus vergib mir, ich sollte sterben an deiner statt. Ich habe gesündigt und dich vergessen, der du mir den Atem zum Leben gabst. Erbarme dich meiner! Jesus schaut. Mich an.

Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.

Amen.