Fest wie ein Baum

Andacht von Erhard Hilmer, Beauftragter für die Sinnesbehindertenseelsorge und die Inklusion an Evangelischen Schulen in der Evangelischen Landeskirche Anhalts

Die Andacht zum Hören

Beim Blick in die Ausgabe der „Losungen für Gehörlose“ fand ich für den 25. April zuerst den Hinweis: „Internationaler Tag des Baumes“. Darüber passend ein Foto mit einem freistehenden Baum auf einer Wiese mit einem geschwungenen schräg durch das Bild verlaufenden Feldweg. Den Hinweis für diesen Gedenktag des Baumes hatte ich nicht erwartet, das Foto mit dem Baum mich aber nicht verwundert.

In der „Losung für Gehörlose“ sind immer wieder Bilder oder kleine Grafiken eingestreut. Dies ist neben den kurzen Impulsen (anstatt von Liedversen) zu den täglichen Bibelversen der Herrnhuter Brüdergemeine das Besondere dieser Losungsausgabe. Sie erschien übrigens in diesem Jahr zum 19. Mal und wird von der Evangelischen Gehörlosenseelsorge Westfalen herausgegeben. Bei der Formulierung der Impulse arbeiten Gehörlosenseelsorger aus ganz Deutschland mit. Und sie wird natürlich auch von Hörenden gern gelesen.

Der „Internationale Tag des Baumes“ wird in der Bundesrepublik Deutschland am 25. April seit 1952 begangen. Er geht aber schon auf eine Bewegung aus den USA im 19. Jahrhundert zurück. Ein Tag des Baumes hat in unserer Zeit von zunehmender Umweltzerstörung und Klimaveränderungen eine umso wichtigere Bedeutung. Das Leben der Bäume und des Waldes ist in Gefahr. Das Leben von Menschen weltweit ist dadurch bedroht. „Erst stirbt der Wald und dann der Mensch.“ Menschen haben seit Urzeiten eine besondere Beziehung zu Bäumen. Menschen haben ein Gespür für die Abhängigkeit von der Natur und gerade auch von den Bäumen. In der Bibel findet sich eine Fülle von Beispielen, angefangen bei der mythologischen Erzählung vom Garten Eden.

Unsere jüdischen Glaubensgeschwister feiern ein „Neujahrsfest der Bäume“. Es ist ein kleiner jüdischer Feiertag in unserem Monat Februar, am Ende der Regenzeit in Israel und dem Beginn der Wachstumsperiode. Eine gute Zeit Bäume zu pflanzen. So wie in unserer Klimazone jetzt im Frühjahr.

Vielleicht können wir uns ja in diesem Jahr ganz besonders Zeit nehmen zum Pflanzen von Bäumen, zum Wahrnehmen der blühenden Bäume, zum Freuen an der Vielfältigkeit unserer Mitgeschöpfe – dem „Bruder Baum“ und der „Schwester Blüte“ – Bruder Eiche – Schwester Robinie (Baum des Jahres 2020).

Menschen umarmen im Mangel an anderen Kontakten Bäume, wahrscheinlich nicht nur in der jetzigen Zeit. Am Baum kann man festen Stand ganz körperlich spüren, auch wenn sich der Baum ein klein wenig im Winde wiegt. Ein Baum kann zum Symbol werden – in unsicheren und verletzlichen Lebenszeiten. Ein Baum steht für das Leben – der Lebensbaum.

In der Losung für Gehörlose lese ich die heutige Losung: „Der Herr wird sich wieder über dich freuen, wie er sich über deine Väter gefreut hat. Er wird dir Gutes tun!“ (5. Mose 30,9) und ich lese den Impuls dazu: „Gott tut mir viel Gutes: Ich habe zu essen und zu trinken, ein Dach über den Kopf und Menschen, die zu mir halten. Ich will dafür dankbar sein!“

Ich wünsche Ihnen, das Sie dankbar sein können – trotz Einschränkungen: den ganz persönlichen, wie den gegenwärtigen gesellschaftlich-sozialen.