Gerechtigkeit üben
Christus hat unsre Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. 1.Petrus 2,24
Andacht von Christian Preissner,
Präses der Landessynode der Ev. Landeskirche Anhalts
In den letzten 2 Wochen ist es ist still geworden in unserer Siedlung. Kinderlachen und die Stimmen der Nachbarn sind nur selten zu hören. Begegnen wir ihnen auf der Straße, so müssen wir reichlich Abstand voneinander halten. Trotz aller Einsicht drückt dies bei vielen auf die Stimmung. Manche fragen sich gar, ob Gott die Menschheit mit der Corona-Pandemie für ihre Sünden, für alltäglichen Hochmut und ungerechtes Verhalten gegenüber den Schwachen bestraft.
Gestern, am Karfreitag, haben wir uns an den bitteren Tod unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz erinnert. Die meisten der Menschen, die unter dem Kreuz gestanden und das Sterben Jesu hautnah erlebt haben, waren verzweifelt. Sie hatten damals nicht verstanden, nicht erkannt, dass allein Gottes Liebe zu den Menschen diesen bitteren Weg für seinen Sohn Jesus vorgesehen hatte. Jesus hatte diesen Weg für sich und vor allem für uns angenommen.
Wir, die wir über den weiteren Gang der Dinge erfahren haben, gründen unseren Glauben, unsere Hoffnung und unsere Zuversicht auf das Zeugnis derjenigen, die dem Auferstandenen begegnet sind. Diese Menschen haben verstanden und alles dies für die Nachwelt aufgeschrieben.
„Christus hat unsere Sünden selbst hinauf getragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben.“ Dieser Satz aus dem 1. Petrusbrief sagt uns mit aller Klarheit, dass Jesus unsere Sünde mit auf das Kreuz hinaufgetragen hat. Er hat uns entlastet und befreit. Der Gedanke, alle derzeitige Not sei eine Strafe Gottes, erweist sich damit völlig abwegig. Es ist an uns, dieses Geschenk Gottes anzunehmen, aber ebenso, es als Zeichen unseres Glaubens und unserer Zuversicht hinzunehmen, dass Gott uns auch Risiken, Leid und den irdischen Tod zumutet. Zugleich mutet Gott uns zu, Gerechtigkeit zu üben.
So kann jeder gesunde Mensch nach seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten für Andere da sein. Das heißt ganz schlicht, die übergroße Barmherzigkeit, die Gott uns mit der Hingabe seines Sohnes in den Tod geschenkt hat, an unsere Nächsten weiterzugeben.
Danken wir den vielen, die dies gerade jetzt tagtäglich machen.
Amen.