Gott ist voller Mitgefühl

„Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken.“ Psalm 145
Tageslosung zum 24. März 2020

Andacht von Pfarrer Dankmar Pahlings / Osternienburg / Krankenhausseelsorge

Die Andacht zum Hören

Menschen gehen zu Gott in ihrer Not
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle, Christen und Heiden.

Menschen gehen zu Gott in Seiner Not
finden Ihn arm. geschmäht, ohne Obdach und Brot,
sehn Ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinem Leiden.

Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.

Herr Pfarrer, ich glaub‘ ja nicht an Gott, aber gell, dieses Virus, das ist doch schon wie eine Strafe Gottes – so vertraute mir vor wenigen Tagen jemand seine widersprüchliche Haltung an. Auch im Jahr 2020 scheint es Menschen plausibel, dass hinter einer grauenhaften Seuche eine metaphysische Macht stecken muss. Es ist wohl zutiefst menschlich, nach Gründen zu forschen. Und es befriedigt uns nicht, dass da eine zufällige Mutation eines Virus und seine massenhafte Verbreitung durch ein Dutzend unglückliche Umstände angeführt werden.

Doch der christliche Glaube bekennt gegen die auch heute manchem plausible Vorstellung eines strafenden Gottes den barmherzigen Gott, der in Jesus Christus die Strafe selbst auf sich genommen hat. Das bringt uns freilich in Verlegenheit, weil wir die Frage nach dem Grund des zehntausendfachen Leidens nicht einfach beantworten können. Fest steht dagegen, dass wir unabhängig von der Ursache dieses Leidens uns an Gott wenden und von ihm Rettung erwarten können. Denn Gott ist weder fern noch herzlos, sondern voller Mitgefühl. Ja, Gott selbst leidet mit uns, wie die Bibel verdeutlicht.

„Der HERR ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken.“

So heißt es im 145. Psalm. Gerecht und gnädig. Für uns Menschen wohl auch so ein Widerspruch. Darf ein gerechter Richter ein Auge zudrücken? Bleibt die Gerechtigkeit nicht auf der Strecke, wenn Gnade vor Recht ergeht? Doch in dieser Spannung ist die Erzählung von der Passion Christi eingeschlossen. Vielleicht wenig plausibel für unsere menschlichen Vorstellungen von Gott. Gott hat Mitleid mit seinen Geschöpfen. Gott leidet in Christus

„Christen stehen bei Gott in Seinem Leiden.“ Mit diesen provokanten Worten hat Dietrich Bonhoeffer den Widerspruch auf den Punkt gebracht – in seinem Gedicht von 1944. Vielleicht kann seine Hoffnung auch unsere Hoffnung werden:

Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.

Gerechter und gnädiger Gott! Hilf mir heute zu helfen und stärke alle Helfer! Hilf mir DICH zu sehen im Leiden der Kranken, Hoffnungslosen und Verängstigten! Und stärke mein Vertrauen auf DEINE rettende Güte! AMEN