Sondern dass er diene

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele. Wochenspruch für die Woche ab dem 29. März 2020

Andacht von Vikarin Ivonne Sylvester, Dessau-Roßlau

Die Andacht zum Hören

„Das kannst du mal schön selber aufräumen! Ist ja schließlich dein Zimmer! Ich bin doch nicht dein Diener!“ Mit diesen Worten stapfte die Sechsjährige hocherhobenen Hauptes aus dem Kinderzimmer. Die Tür flog hinter ihr zu. Zurück blieb ihr kleiner Bruder. Allein saß er nun im Chaos zwischen all den Spielsachen.

Als Erwachsene mögen wir schmunzeln angesichts dieser kleinen Szene geschwisterlicher Auseinandersetzung und Entrüstung. Möglicherweise aber bringt sie in uns etwas zum Klingen, was uns sehr vertraut ist. Wer von uns will schon gerne eines anderen Diener sein? Was, wenn der andere mich ausnutzt? Da leben wir doch lieber nach unseren eigenen Regeln und denken zuerst mal an uns selbst. Wir rechnen unser Tun auf und achten genau darauf, dass wir nicht zu kurz kommen.

Anderen dienen ist uns nicht angeboren. Vermutlich mussten wir deshalb in den letzten Tagen und Wochen von verschiedenen Seiten so oft daran erinnert werden: Denkt auch an die anderen! Achtet aufeinander. Hamstert nicht. Seid solidarisch mit den Schwachen. Haltet euch an die nun geltenden Regeln, um andere zu schützen.

Im Wochenspruch für die kommende Woche hören wir im Matthäusevangelium vom Dienen. Da heißt es: Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.

Anderen dienen – das war Jesu Lebenshaltung. Konsequent und bis zu seinem bitteren Ende am Kreuz hat er dies gelebt, damit wir Erlösung und Frieden mit Gott finden. Großartig ist das und befreiend. Wir sind durch Christus reich beschenkt und haben Leben in Fülle. Wenn uns diese Fülle doch befreien könnte von der Angst um uns selbst! – Dienen wir einander. Heiter und gelassen. Denn in und mit Christus haben wir mehr als genug.