Wie die Neugeborenen

Andacht von Pfarrer Ronald Höpner, Quellendorf

Die Andacht zum Hören

Quasimodogeniti, so heißt der heutige Sonntag im Kirchenjahr. Übersetzt heißt es: gleich wie die Neugeborenen. Eine Woche nach dem Osterfest. Eigentlich noch immer eine Zeit, die geprägt ist von der freudigen und fröhlichen Osterbotschaft, dass Jesus vom Tod erstanden ist und lebt. Kaum zu glauben.

Kaum zu glauben sind auch die Umstände, unter denen wir in diesem Jahr die Osterzeit erleben. Wie groß war die Hoffnung, dass nach diesem Sonntag viele Beschränkungen gelockert werden und wir wieder neu in unseren gewohnten Alltag gehen könnten. Doch die Erfüllung dieser Hoffnung wurde verschoben. Berechtigt, sinnvoll, richtig. Doch kaum zu glauben. Wir brauchen noch Geduld.

Die freudige Botschaft vom besiegten Tod und vom neuen Leben, erreicht unter diesen Umständen nur schwer unser Herz. Zu deutlich steht uns die Zerbrechlichkeit unseres gewohnten Alltags vor Augen.

Thomas, einer der 12 Jünger Jesu war damals auch voller Zweifel. Neues Leben nach dem Tod? Ich glaube nur, was ich sehe, hat der den anderen gesagt. Und als Jesus zu ihnen kam, begriff er im wahrsten Sinn des Wortes. Er durfte mit seinen Händen die Wunden Jesu (be)greifen und mit seinen eigenen Augen sehen, was er nicht glauben konnte. Jesus nimmt ihm seine Zweifel nicht übel, bestärkt ihn in seinem Wunsch, begreifen zu wollen. Doch sagt er gleichzeitig: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Wir können in diesen Zeiten nur glauben, dass es nach der Krise wieder in gewohnten Bahnen weitergeht. Irgendwann. Und wir dürfen in diesen Wochen lernen: Dass, was wirklich wichtig ist in unserem Leben. Dass, was unser Leben hinter allen Äußerlichkeiten reich macht und dass, was uns in falsche Abhängigkeiten bringt. Wenn wir bei aller Mühe, manchmal auch Existenzbedrohung und Angst um die Zukunft, ein bisschen mehr glauben und vertrauen, dann werden wir sein wie die Neugeborenen, wie es dieser Sonntag verspricht. Dann können wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen und in manchen Dingen neu beginnen. Zumindest aber voller Dankbarkeit das bisher Selbstverständliche neu erleben.